Berlin, den 8. Dezember 2023

«La France est un paradis
peuplé de gens qui se croient en enfer»

Sylvain Tesson (Reiseschriftsteller)

Liebe Mitglieder,

die Welt hat sich seit unserem letzten „Forum“ nicht zum Besseren verändert, ganz im Gegenteil. In der Ukraine haben wir es jetzt mit einem Stellungskrieg zu tun, der an die Flandernschlachten des Ersten Weltkriegs erinnert und der Nahostkonflikt ist mit brutaler Schärfe wieder akut geworden. Das Abstimmungsverhalten der Bundesrepublik dazu in der UN-Vollversammlung hat zu mancherlei Irritationen geführt. Zu einer Entschließung, die lediglich zur Waffenruhe aufforderte, ohne den Auslöser, den brutalen Angriff der Hamas zu verurteilen, hat sich die Bundesregierung enthalten, während die USA in ihrer Ablehnung unter den EU-Staaten mannhaft (ob dieser Ausdruck heute noch zulässig ist) von Ungarn, Österreich, Tschechien und Kroatien unterstützt wurde. Bestehen da möglicherweise noch alte Bande aus Zeiten der Donaumonarchie? Frankreich wiederum stand auf der anderen Seite. Insgesamt war also das gesamte Meinungsspektrum durch die EU-Mitgliedstaaten vertreten. Soviel also zu Überlegungen zu einer stärkeren Rolle der EU in der Außen- und Sicherheitspolitik.

Mitgliederversammlung 2023

Eine Neuerung der gut besuchten diesjährigen Mitgliederversammlung, wie immer in der Französischen Botschaft in Berlin, war die für uns freundlicherweise organisierte Übertragung mit Zoom aus der Salle de Gaulle, die von Mitgliedern, die nicht nach Berlin kommen konnten, genutzt wurde.

Im Rückblick konnte eine durch den Eintritt jüngerer, aber auch einiger älterer, camarades leicht steigende Mitgliederzahl festgestellt werden. Problem ist indes weiterhin das zu geringe Interesse deutscher Hochschulabsolventen und -absoventinnen an dem mit einem gut dotierten Stipendium des DAAD ausgestatteten Studium an der zum INSP „umgetauften“ ENA. Derzeit haben wir trotz zahlreicher Werbemaßnahmen lediglich drei Studierende in Straßburg. Vermutet wird, dass dies möglicherweise der Effekt inzwischen zahlreicher deutsch-französischer Studiengänge sein könnte, die die Frankreich-Interessenten absorbieren und die Ausbildungsangebote von ENA/INSP „kannibalisieren“.

Wenig erfreulich ist auch trotz zahlreicher Anlässe im Jubiläumsjahr des Elysée-Vertrags die „Gesamtwetterlage“ der deutsch-französischen Beziehungen, die – meteorologisch gesprochen – von aufeinanderfolgenden Tiefdruckgebieten (nicht unbedingt nur aus der Biskaya) geprägt war.

Turnusgemäß standen bei der Mitgliederversammlung Vorstandswahlen an, die souverän von Helmut Nicolaus geleitet wurden. Der gesamte Vorstand wurde – wie vereinsrechtlich gefordert, in separaten Abstimmungen – wiedergewählt. Er besteht also weiter aus Claus-Peter Clostermeyer (Vorsitzender), Ralf Schnieders (Stellvertretender Vorsitzender), Wolfgang Drautz (Schatzmeister), Marie-Luise Löper, Andreas von Mettenheim, Katharina Strecker und Joachim Bitterlich. Für die übernächste Amtszeit dringend gesucht wird jedoch ein Schatzmeister, nachdem Wolfgang Drautz, der sich diesmal dankenswerterweise nochmals zur Verügung gestellt hat, dann nicht mehr antreten wird.

Fürs nächste Jahr ist schon einmal eine ganze Reihe von Veranstaltungen ins Auge gefasst. So ist für den 11. Januar eine Videokonferen mit dem Leiter der Europaabteilung des Quay d’Oray, David Cvach, geplant und am 25. Januar soll in Berlin eine Diskussion mit dem Journalisten und Historiker Günter Müchler zu seinem soeben erschienenen Buch „Beste Feinde“ stattfinden. Zu beiden Veranstaltungen erhalten Sie noch Nachricht.

Beim anschließenden Empfang zeichnete Botschafter François Delattre In einer bemerkenswerten und sehr inhaltsreichen Ansprache ein Panorama der reformierten Ausbildungsgänge am INSP, die besonders auch durch eine Internationalisierung geprägt sind, und der deutsch-französischen Beziehungen. Hier zeigte er sich durchaus optimistisch. Bei beiden Themen kann es von unser Seite nur Unterstützung für den Botschafter geben.

Großen Anklang fand bei den Mitgliedern auch das Rahmenprogramm der Mitgliederversammlung, das bereits Donnerstagabend im szenigen „Dieselhaus“ an der Oranienburger Straße begann und Freitagmittag ins Bundesverteidigungsministerium führte, das ein Programm zu den verschiedenen Aspekten der deutsch-französischen sicherheitspolitischen Zusammenarbeit zusammengestellt hatte. Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen zeigten sich beeindruckt sowohl von den sich – insbesondere im Rüstungsbereich – stellenden schwierigen Fragen, als auch der hier dokumentierten Lösungskompetenz. Hoch interessant waren auch die weit über die „Deutsch-Französische Brigade“ hinausgehenden Erläuterungen zur Praxis der Streitkräftezusammenarbeit mit Frankreich. Über die Einzelfragen hinaus wurden von Oberst Markus Knoll in eindrucksvoller Weise Konsequenzen aus der veränderten Weltlage vermittelt.

Der Samstagvormittag führte dann mit einem Schwerpunkt auf den gegenseitigen künstlerischen Beziehungen ins „Kunsthaus Dahlem“, dem ehemaligen „Reichsatelier“ des Bildhauers Arno Breker. Direktorin Dorothea Schöne informierte, auch mit alten Wochenschauaufnahmen, über die Geschichtes des Hauses, in dem es auch zu deutsch-französischen Begegenungen kam. Weiter konnte eine aktuelle Ausstellung mit Bildern und Dokumenten über den von 1920 bis 1944 in Paris lebenden Maler Paul Strecker besichtigt werden. Ein Kontrapunkt dazu waren die Expressionisten im gegenüber liegenden „Brücke-Museum“, über die uns Leiterin Lisa Marei Schmidt orientierte.

35jähriges Jubiläum der Gesellschaft

Unser Mitglied Heike-Dagmar Joa hat darauf aufmerksam gemacht, dass vor 35 Jahren, genauer am 13. Oktober 1988, im Cercle Francais in Bonn – offensichtlich einigermaßen improvisiert, wie sich den bereits leicht vergilbten Dokumenten entnehmen lässt – die Gründungsversammlung unserer Gesellschaft stattfand. Dabei wurden Diethardt von Preuschen zum Ersten Vorsitzenden, Gudrun Siegel zur Stellvertrenden Vorsitzenden, Heike-Dagmar Joa zur Schatzmeisterin sowie Claus-Peter Clostermeyer und Jürgen Hartmann zu Beisitzern gewählt.

Der Verein wurde in das Vereinsregister des Amtsgerichtes Bonn eingetragen und war von Anfang an als gemeinnützige Körperschaft anerkannt. Vor einigen Jahren erfolgte die Umtragung in das Vereinsregister Berlin, da die Gesellschaft der Bundesregierung gefolgt war und die Geschäftsführung inzwischen von der Bundeshauptstadt aus erfolgt.

Bereits die erste Tagung der 1987 gegründeten Confédération mit der Association des Anciens Elèves der lENA (AAENA) wurde dann von unserer Gesellschaft ausgerichtet. Der damalige Vorsitzende Diethardt von Preuschen hatte zur offiziellen Tagung auf die Burg Lahneck bei Koblenz, erbaut 1226 und seit 1907 im Besitz seiner Familie, eingeladen. Auf dem Foto von dem denkwürdigen Treffen zu sehen sind von links nach rechts Claus-Peter Clostermeyer, Heike-Dagmar Joa, Diethardt von Preuschen, Raphael Alomar (Président de lAAENA) und Frank Mordacq (AAENA).

Der Duft der großen weiten Welt

Vorstandsmitglied Ralf Schnieders hat die Gesellschaft bei der Generalversammlung der Ehemaligenvereinigungen in Rabat (Marokko) in den Räumen der dortigen Ecole Nationale Supérieure d’Administration vertreten Über die Versammlung wurde sogar im Fernsehen berichtet.

Für unser Gesellschaft war das wichtigestes Ergebnis des Treffens, dass, nachdem Frankreich im kommenden Jahr diese Aufgabe übernimmt, wir 2025 den Vorsitz und damit auch die Organisation der Generalversammlung übernehmen.

Teilgenommen haben Vertreter aus Marokko (Vorsitz), Quebec, Frankreich, Deutschland, Italien, Niederlande, Mexiko, VR China, Libanon, Senegal, Benin, Elfenbeinküste, Kamerun, Demokratische Republik Kongo (Kongo-Kinshasa, früher Zaire), Republik Kongo (Kongo-Brazzaville), Tschad, Madagaskar. Mit Video zugeschaltet waren Vertreter aus der Slowakei und Luxemburg. Leider kamen zehn kurzfristige Absagen, davon fünf während der letzten drei Tage.

Die Kosten der Versammlung beliefen sich auf 22.000 Euro, insbesondere für „hebergement, transports, restauration, communication“. Für letzteres wurde eine Agence relations publiques eingesetzt. Davon wurden 10.000 Euro über Sponsoring durch den Verlag der Zeitschrift “ENA hors les murs” finanziert, die restlichen 12.000 Euro durch die marokkanische Vereinigung.

Im Mittelpunkt der Diskussion standen Finanzfragen. Der derzeitige marokkanische Präsident Younes Saloui forderte als Minimalbudget zusätzlich zu den Beitragen der Vereinigungen in Höhe von je 100 Euro eine jährliche Zuwendung der französischen „Muttergesellschaft“ „Servir“ in Höhe von 25.000 Euro. Die Vorsitzende von „Servir“, Isabelle Saurat, will 20.000 Euro als Anschubfinanzierung (fonds d’amorçage) zur Verfügung stellen, nicht aber als jährliche Zahlung. Sie wird jedoch in dieser Frage auf das Außenministerium und das Ministerium für den Öffentlichen Dienst zugehen.


Frankreich und Deutschland – leidenschaftlich

Leidenschaft gilt gemeinhin als eine eher französische Gefühlsregung, protestantische Nüchternheit dagegen als „typisch deutsch“. Bemerkenswert ist also, wenn Günter Müchler, Journalist und Autor zahlreicher historischer und zeitgeschichtlicher Werke, in seinem soeben erschienenen Buch gerade die „Leidenschaft“ als prägendes Element der gegenseitigen Beziehungen ausmacht. Dazu malt er in 28 Kapiteln ein breites Panorama von den Zeiten Kaiser Ottos bis hin zu Konrad Adenauer, Charles de Gaulle, Helmut Kohl und François Mitterand.

Nach dem kurzen historischen Vorspann sind die Französische Revolution und ihre Folgen Dreh- und Angelpunkt der weiteren Entwicklung im „langen 19. Jahrhundert“, wo auf Begeisterung („Oh, wenn ich itzt Franzose wäre“) die „Erfindung der Erbfeindschaft“ folgte. Der Autor stellt die Entwicklung anhand von Gestalten dar, die man (wenigstens früher) aus dem Geschichtunterricht kennt, kommt auf „Grenzgänger“ in beiden Richtungen zu sprechen und zitiert auch eher Unbekannte. Man merkt den Journalisten, wenn es schon bei Heinrich von Kleist um „Wutbürger“ geht oder nach dem Sieg in den Befreiungskriegen um die Hoffnung auf eine (demokratische) „Friedensdividende“.

Der Wendepunkt kam dann auf beiden Seiten mit dem Krieg von 1870/71. Nicht nur trat aus Sicht des Autors in Deutschand an die Stelle des „alten Inferioritätskomplexes“ ein „Chauvinismus der Überheblichkeit“. Auch der Blick Frankreichs auf Deutschland habe sich danach verändert, die bisher einseitige „Erbfeindschaft“ wurde gegenseitig. Nur in Klammern eine kleine Anmerkung: Angesichts der vielfältigen Bemühungen um die Erinnerungspflege fällt auf, dass der 150ste Jahrestag dieser Ereignisse in keiner Weise als ein Symbol der Aussöhnung begangen wurde.

Weiteres soll hier jetzt nicht verraten werden: Wir planen für den 25. Januar 2024 in der baden-württembergischen Landesvertretung eine Veranstaltung mit dem Autor, nicht nur zur Historie. Merken Sie sich den Termin schon vor, eine Einladung mit genauen Angaben folgt.

Günter Müchler: Beste Feinde – Frankreich und Deutschland – Geschichte einer Leidenschaft“ (Darmstadt 2023, 312 Seiten mit zahlreichen Abbildungen, 25 Euro)


Kulturkampf um Goethe

Der überraschende Beschluss des Präsidiums des Goethe-Instituts unter Vorsitz seiner Präsidentin Carola Lentz, Seniorforschungsprofessorin am Institut für Ethnologie und Afrikastudien an der Universität in Mainz, neun seiner insgesamt 158 Institute, darunter ausgerechnet je drei Einrichtungen in Frankreich (Bordeaux, Lille und Straßburg) und Italien (Genua, Triest und Trient) zu schließen, hat nicht nur in den betroffenen Länderen für Empörung gesorgt. Diese Entscheidung gerade im Vorfeld von Treffen der Regierungen wird allenthalben als Ausdruck deutscher Ungeschicklichkeit in der Beziehungspflege zu den beiden großen EU-Mitgliedstaaten gesehen. Kaum als Ersatz gelten können die in Texas und dem Mittleren Westen der USA geplanten neuen Institute. Fraglich ist auch, ob mit dem nun vorgesehenen neuen Goethe-Institut auf Fidschi dringend eine inzwischen längere Lücke deutscher Präsenz im Pazifik geschlossen werden muss, nachdem zuletzt 1906 die „deutschen Südseeinseln“ in Besitz genommen worden waren.

Rücksprache mit dem Namenspatron des Instituts haben die Verantwortlichen offenkundig nicht gehalten. Sonst hätten Sie vielleicht wie zu Zelters 70. Geburtstag erfahren: „Denn es nimmt der Augenblick, was die Jahre geben.“

Der Vorstand unserer Gesellschaft hat einen von der Vereinigung der Deutsch-Französischen Gesellschaften initiierten „Offenen Brief“ unterzeichnet. Zwei Mitglieder – Hans-Urich Seidt und Claus-Peter Clostermeyer – haben sich darüber hinaus in der Onlineausgabe des „Cicero“ in grundsätzlicher Art und Weise mit dem Vorgehen auseinandergesetzt und Vorschläge für Alternativen gemacht.
https://www.cicero.de/aussenpolitik/goethe-institut-transformationskonzept-auswartiges-amt-frankreich-fachkrafte


Die neue „Revue“

Zuerst einmal vorab: Die „Revue“ der französischen Ehemaligenvereinigung „Servir“ hat sich zu einem Magazin entwickelt, das weit über ein Vereinsorgan hinaus auf hohem Niveau informiert und zur Meinungsbildung beiträgt. Die jeweiligen Schwerpunkthemen werden ohne fachliche Verengung aus politischer, wissenschaftlicher und administrativer Sicht so ausgeleuchtet, dass sie ein breites Hintergrundwissen auch für die Arbeit auf anderen Gebieten ermöglichen. Sie sind nicht nur im Hinblick auf Frankreich, sondern auch für ähnliche Fragestellungen in Deutschland höchst interessant. Es spricht für die Qualität der durch die ENA vermittelten Ausbildung und das Niveau ihrer Absolventen, dass eine so gehaltvolle Publikation möglich ist. Ein Abonnement kann nur empfohlen werden.

Die aktuelle Ausgabe der „Revue“ widmet sich, eingeleitet von der Wisssenschaftsministerin Sylvie Retailleau höchstpersönlich, in zahlreichen Beiträgen den Hochschulen und der Forschung. Hervorgehoben wird von den Herausgebern Jean-Richard Cytermann und Isabelle Antoine die seit der Jahrtausendwende zunehmende Bedeutung der „dimension internationale“ mit der Mobilität der Studierenden und der Globalisierung der Forschung. Sehr französisch wird damit die Forderung nach einer Wissenschaftspolitik und einer „diplomatie scientifique“ verbunden, um im internationalen Vergleich den Abstieg Frankreichs auf ein Mittelmaß zu verhindern. Seit 2006 seien Reformen im Gange, mit denen zwischen universités de „recherche“ und „universités de proximité“ – auch mit unterschiedlichen Gehältern und Zugangsvoraussetzungen – differenziert werde. Verbunden mit der Internationalisierung werden allerdings aber auch Konfliktlinien gesehen, wie beispielsweise zur „protection du patrimoine scientifique et technologique“.

Fréderique Sachwald analysiert die Situation anhand der Zahl der Publikationen und dem Platz der französischen Universitäten in internationalen Rankings. Was die Zahl wissenschaftlicher Publikationen angehe, sei inzwischen die VR China vor den USA deutlich führend und die Stellung Frankreichs verschlechtere sich. Für Jean-Francois Cervel geht es hier um „la bataille pour la suprématie scientifique et technologique“. Das vielzitierte „Shanghai-Ranking“ sieht er als Maßstab dafür, ob dem zentralistischen chinesischen oder dem pluralistischen amerikanischen Modell der Forschung die Zukunft gehöre. Stolz ist man auf den weltweit 15. Platz der Université Paris-Saclay (UPS), in der seit 2014 19 Forschungs- und Bildungseinrichtingen zusammengefasst wurden (zum Vergleich: Heidelberg nimmt als beste deutsche Universität den 55. Platz ein). Cervel stellt die Frage, ob sich die traditionelle Spitzenstellung der westlichen Universitäten angesichts der aufstrebenden BRICS-Staaten mit ihrem „sentiment anti-occidental“ dem Ende zuneige und fordert daher eine verstärkte Zusammenarbeit im Rahmen von EU-Programmen.

In einem Meinungsbeitrag befasst sich Patrick Gautrat, früherer Directeur des sports, mit den Olympischen Spielen im kommenden Jahr in Paris, mit denen in Frankreich unter dem Motto „Féderer, innover, unir“ große politische Erwartungen verbunden werden. Unter Leitung des vierfachen Goldmedaillengewinners im Kanu Tony Estanguet sei derzeit eine Equipe von 4.000 Personen mit den Vorbereitungen befasst. Neben den unstreitbar positiven Aspekten weist Gautrat aber auch auf Probleme und Schwierigkeiten hin, die nunmehr in kürzester Zeit angegangen werden müssten. Hoffnung setzt er darauf, dass sich – wie im Fußball in der Nachspielzeit – noch manches ändern könne. Bereits am 9. Mai werde das olympische Feuer in Marseille eintreffen, um dann 60 Tage lang durch 63 départements getragen zu werden. Nach den noch geheimen Planungen sei – naheliegend für einen Wassersportler als Organisationschef – eine Eröffnungsfeier mit 150 Booten auf der Seine vor mehr als 600.000 Zuschauern geplant.

Wie immer schließt das Heft mit dem vom unermüdlichen Robert Chelle betreuten Rezensionsteil. Ehemalige der ENA haben diesmal unter anderem Bücher über den Krieg in der Ukraine, den „Macronismus“, Pompeji und Stendhal geschrieben. Wie immer, ein beeindruckendes Spektrum.


„Frankophone Welten“ öffnen sich in Tübingen

Tübingen hat traditionell nicht nur mit dem Weltgeist, sondern seit der Nachkriegszeit und Persönlichkeiten wie Carlo Schmid auch mit Frankreich ganz besondere Beziehungen. Um diese weiter auszubauen, wurde im Juni dieses Jahres unter Beteiligung des rührigen Generalkonsuls und camarade Gael de Maisonneuve ein alle Fakultäten umspannendes Zentrum „Frankophone Welten“ (ZFW) mit einer Vielzahl von Aktivitäten unter der Leitung des Philosophieprofessors Steffen Patzold ins Leben gerufen.
Am 13. November war dort, moderiert von der Politikprofessorin Gabriele Abels, unser camarade Jacob Ross mit dem Thema „Zeiten- oder Kehrtwende? Frankreichs Blick auf die erste deutsche nationale Sicherheitsstrategie“ in der „Herzogsvilla“ des Französischen Kulturinstituts zu Gast. Interessant zu werden verspricht auch am 11. Dezember die Antwort auf die Frage von Juraprofessorin Christine Osterloh-Konrad nach „Sozialer Verantwortung und Umweltbelangen in der Unternehmensführung. Frankreich als Vorreiter für Europa?“

Näheres unter https://uni-tuebingen.de/forschung/zentren-und-institute/zentrum-fuer-frankophone-welten/


Promotion Guillaume Appolinaire

Mit 28 Studierenden aus 25 Nationen, darunter drei Deutschen, hat sich am INSP die neue Promotion Guillaume Appolinaire konstituiert.

Crédit image | ©Axel Dorr • Institut national du service public (INSP)


Neue Mitglieder

Christiane Deußen (Paris; Promotion Valmy 1998) ist der Gesellschaft bei der Mitgliederversammlung am 10. November spontan beigetreten. Sie stellt sich vor:

„Für meinen beruflichen Werdegang war die ENA in zweifacher Weise bedeutsam: zunächst war ich bis 1991 Maître de conférence an der ENA und habe dort ENA-Schülern und -Schülerinnen Unterricht in deutscher Sprache und Landeskunde erteilt, was prüfungsrelevant für das classement war, bevor ich später selbst die ENA absolvierte. Das Wissen, was ich an der ENA erworben habe über Frankreichs Geschichte, Institutionen, die Bedeutung des französischen Kulturverständnisses und den Einfluss der kulturellen und sozialen Regeln und „réseaux“ hat mich tief geprägt. Meine beruflichen Stationen (Leiterin des Büros des Bevollmächtigten für die deutsch-französischen Kulturbeziehungen, Referatsleiterin für internationale kulturelle Zusammenarbeit im saarländischen Kultusministerium, stellvertretende Generalsekretärin der deutschen UNESCO-Kommission sowie seit 2002 Direktorin der Fondation de l’Allemagne-Maison Heinrich Heine in Paris), sind ohne dieses vertiefte Verständnis des Nachbarlandes nicht denkbar. Heute zeigt sich, wie wichtig es für Europa ist, vor allem die Unterschiede zwischen Deutschland und Frankreich zu kennen, um auf dieser Basis tragfähige Lösungsansätze entwickeln zu können. Die Bedeutung der deutsch-französischen Beziehungen beruht gerade auf ihrer Unterschiedlichkeit in vielen Politikbereichen, die es zu verstehen, zu analysieren und zum Ausgleich zu bringen gilt – eine fortdauernde Aufgabe nun für das INSP!“

Auch Jacob Ross (Paris/Berlin; Promotion Hannah Arendt 2019/20) ist nunmehr Mitglied geworden. Er arbeitet als Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Frankreich Programm der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) und hat sich bereits in kurzer Zeit bei zahlreichen Veranstaltungen als vielgefragter Experte für die deutsch-französischen Beziehungen einen Namen gemacht. Er schreibt uns das Folgende.

„Der Cycle international long war gewissermaßen der vorläufige Abschluss eines langen deutsch-französischen Bildungswegs. Wie viele vor mir bin ich dank einer engagierten Französischlehrerin mit 14 Jahren das erste Mal für einen kurzen Schüleraustausch nach Frankreich gefahren. Mit 16 war ich dann über das Programme Voltaire sechs Monate in Brest. Dann folgten ein deutsch-französisches Studium zwischen Münster und Lille und erste Arbeitserfahrungen im Rahmen des Parlamentspraktikums, das der Bundestag und die Assemblée nationale jährlich ausschreiben. In Paris hörte ich am Goethe-Institut schließlich von dem ENA-Programm. Von der institutionalisierten deutsch-französischen Freundschaft habe ich persönlich enorm profitiert und freue mich deshalb, in Zukunft auch über den Almuni-Verein daran mitzuwirken, dass diese Möglichkeiten in Zukunft erhalten bleiben.“

Fotoapparat zu gewinnen!

Das französische Außenministerium würde gerne im Rahmen einer „opération Campus France“ wissen, was aus den Leuten geworden ist, die einst im Land studiert haben. Wir wurden gebeten, uns über den im beigefügten Word-Dokument enthaltenen Link an der Umfrage zu beteiligen. Hier besteht also nun eine besondere Gelegenheit, unsere brillanten Karrieren zur Geltung zu bringen. Besonderer Anreiz: Es gibt einen Fotoapparat zu gewinnen!

Briefe aus dem Mitgliederkreis

Albrecht Rittmann schrieb aus Korntal bei Stuttgart: „Dank der Möglichkeit der online-Übertragung habe ich zum ersten Mal an einer Mitgliederversammlung der ENA-Alumni teilgenommen. Es war interessant, in das Innenleben unserer Vereinigung hineinzuschauen.“

Georg Theuerkauf (Kelkheim/Taunus) meldete sich im selben Sinne: „Besten Dank für Ihren Hinweis auf die Zoom-Übertragung der gestrigen Jahres-Mitgliederversammlung in Berlin. Ich habe sie mit großem Interesse am Bildschirm verfolgt – allerdings bin ich technisch unmodern und ein hilfsbereiter Nachbar musste mir zunächst die PC-Einstellung vorbereiten. Die Mitgliederbeteiligung am Event war ja sehr erfreulich, wenngleich ich aus meiner Zeit 1968/69 bzw. persönlicher alter Beziehungen außer Ihnen und Ihrem Vorgänger in ehrenwerter satzungsmäßiger Funktion nur die jüngere Heike-Dagmar Joa wiedererkannt habe.“

Auch Loulla Puisais-Jauvin (Luxemburg/Versailles) hat sich über diese Möglichkeit gefreut: „Selbst wenn ich natürlich eine Präsenz vor Ort bevorzuge, war es mir bisher leider nie möglich, an einem der Jahrestreffen in Berlin teilzunehmen. Daher schätze ich die Möglichkeit, auch online an den Gesprächen teilzunehmen. Ich denke, dass dies anderen Kollegen, die wie ich auch nicht nach Berlin fahren können, sicherlich sehr entgegen kommt.“

Heike-Dagmar Joa berichtet von dem von ihr organisierten Treffen des Cycle international der Promotion Leonardo da Vinci Anfang Dezember in Paris, bei dem die Mitglieder auch von ihrem camarade Ricardo Neiva Tavares, dem Botschafter Brasiliens, in seine Residenz eingeladen wurden.

Der Vorstand wünscht nun allen Mitgliedern
Frohe Weihnachten und
alles Gute, vor allem friedlichere Zeiten, im Neuen Jahr

Le conseil d’administration de l’association souhaite à tous les membres Joyeux Noël et tous ses vœux pour la nouvelle année, en particulier des temps de paix.