23 Juin 2022 : reportage à l'Institut National des Services Publics. Strasbourg (67), France.
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Erstens: Frankreich ist Deutschlands wichtigster Partner in der EU und steht darüber hinaus weltweit mit an der Spitze unserer Wirtschaftsbeziehungen. Das Studium am INSP ist eine in höchstem Maße privilegierte Möglichkeit, Frankreich politisch, wirtschaftlich und kulturell kennenzulernen. Die deutschen Schüler und Schülerinnen studieren zusammen mit ihren französischen Kollegen und Kolleginnen, die einen wichtigen Teil des Führungsnachwuchses des Landes bilden, und erhalten damit einen einzigartigen Einblick in Staat und Gesellschaft Frankreichs. Die französischen Absolventen von ENA/INSP bilden die Breite der französischen Verwaltung ab und sind daher auf allen Ebenen interessante Gesprächspartner „outre rhin“, nicht nur für den Öffentlichen Dienst.

Zweitens: Das anwendungsbezogene Studium vermittelt wertvolle berufliche und persönliche Qualifikationen. Die Schüler erwerben an der Schule und bei den Praktika vertiefte Kenntnisse von Methoden und Arbeitsweisen der Verwaltung.  Abgerundet wird die Ausbildung u. a. durch Module zu Verhandlungstechniken, Kommunikationsstrategien und Krisenmanagement. Hinzu kommt der Ausbau interkultureller Kompetenzen, nicht zuletzt durch das gemeinsame Arbeiten mit Studierenden aus anderen Staaten.

Drittens: Die deutschen Absolventen von ENA/INSP sind Teil eines lebendigen und wachsenden weltweiten Netzwerks von Führungskräften. Die gemeinsame Ausbildung legt das Fundament für einen lebhaften Austausch und verbindet für das ganze Leben. Auch wenn sich die Rekrutierung der französischen Verwaltung mit der in Deutschland üblichen Einstellungspraxis kaum vergleichen lässt – vor allem weil  die deutschen Absolventen nicht automatisch eine „Eintrittskarte“ in hohe Verwaltungspositionen erwerben – haben nicht wenige deutsche Stipendiaten nach Abschluss ihres Studiums eine erfolgreiche Berufslaufbahn in Verwaltung, Hochschulen oder Wirtschaft, aber auch den freien Berufen, absolviert.


Studieren da, wo Präsidenten studiert haben

Stipendien für das Institut National de Service Public in Straßburg/Paris
Gemeinsam mit vier deutschen Stipendiaten war der heutige französische Staatspräsident Emmanuel Macron vor fast 20 Jahren Schüler des Jahrgangs „Leopold Senghor“ an der Ecole Nationale d’Administration (ENA). Zahlreiche französische Regierungsmitglieder und Spitzenmanager sind oder waren Ehemalige der ENA. Anfang 2022 wurde die ENA nun im Zuge einer großen, von Staatspräsident Macron angestoßenen Reform als Institut National du Service Public (INSP) neu gegründet. Das anspruchsvolle Modell der Ausbildung für Führungsaufgaben auf hohem Niveau blieb dabei weitgehend unverändert. Auch in den kommenden Jahren können dort Deutsche mit künftigen französischen Führungskräften und zusammen mit Teilnehmern aus vielen Ländern studieren.

Das INSP mit Sitzen in Straßburg und Paris bietet für junge deutsche Beamte oder Universitätsabsolventen (mindestens 1. Staatsexamen, Diplom, Magister, Master) mit einem starken Interesse an öffentlicher Verwaltung und Politik den Cycle international long von insgesamt 14 Monaten. Der Studiengang ermöglicht, sich praxisorientiert und interdisziplinär mit der französischen Verwaltung und den internationalen Beziehungen vertraut zu machen, und dient der Vertiefung europäischer Fragen. Der größte Teil der Ausbildung erfolgt gemeinsam mit den französischen Schülern, die einen höchst anspruchsvollen Aufnahmewettbewerb bestehen müssen. Der theoretische Teil der Ausbildung besteht – häufig auf der Grundlage von Fallstudien – aus Kursen am Sitz des Instituts in Straßburg zu verschiedenen Politikbereichen, öffentlichem Management, internationalen und europäischen Fragen. Ein wichtiger Teil sind Praktika in der Leitungsebene der französischen Verwaltung oder bei internationalen Organisationen. Der Studiengang vermittelt in einzigartiger Weise in einem internationalen Umfeld Einblicke in alle Bereiche von Staat und Gesellschaft unseres Nachbarlandes. Voraussetzung sind gute französische Sprachkenntnisse. Der DAAD finanziert das Programm mit einem großzügig bemessenen Stipendium.

Deutsche ENA-Stipendiaten finden sich heute u.a. in Spitzenpositionen der öffentlichen Verwaltungen von Bund und Ländern, in den europäischen Institutionen, an Hochschulen und in der Wirtschaft, aber auch in den freien Berufen, überall da, wo internationale Erfahrungen und Kenntnisse und Kontakte zu Frankreich und der französischsprachigen Welt geschätzt werden.

Der Bewerbungsschluss beim DAAD und parallel beim INSP ist Mitte November. Näheres unter https://www2.daad.de/ausland/studieren/stipendium/de/70-stipendien-finden-und-bewerben/?detail=50015213 sowie https://insp.gouv.fr/cil .

© Frantisek Zvardon
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